Donnerstag, 13. Januar 2011

Warum Ottmar jetzt Ottmar-Wilson heißt

Der Start ins neue Jahr. Ausgelassenes Party-Dasein mit allem was dazu gehört: die richtigen Vorsätze, zähfließendes Blei beim entsprechendem Gießen, Auswertung und Vollendung der persönlichen Höhe- und Tiefpunkte.
Noch vollkommen berauscht von den Spuren der ersten WG-Party seit vier Jahren hier im vierten Stock, bemerkte ich das größte Drama, dass sich in der Jahreswendenacht ereignet hat, zunächst gar nicht. Dazwischen lagen fegen, saugen, wischen und am besten noch mal wischen.
Erst ein paar Tage zu spät blickte ich in meinen leeren TV-Schrank. Es traf mich der Schlag, Ottmar ist weg. Mein goldener Mops saß nicht da, wo er mich sonst mit seinem leeren Blick ansah. Vor zwei Jahren verliebte ich mich in ihn, als er noch in einer Herde von anderen Möpsen auf dem Boden der Berliner Liste und des Art Forum saß. Voller Wehmut erzählte ich meinem Vater immer wieder von der Begegnung mit ihm, vollkommen überflüssig, da er neben mir stand als mein Herz sich öffnete. Zu Weihnachten dann die schönste Überraschung, Ottmar starrte mir aus dem größten Geschenk entgegen. Benannt nach seinem künstlerischem Erschaffer Ottmar Hörl. Dass die Kreativität mein Geschäft ist, dürfte wohl bei der kunstvollen Ableitung des Namens klar sein. Als erster Grundstein für meine zukünftige Kunstsammlung begleitete Ottmar mich seit daher auf meinem Weg und formierte sich zum größten und wohl einzig wahren Talisman. Auch während meiner 6 Monate in Berlin durfte er nicht fehlen und ersetzte die verstorbene Pflanze meines eigentlichen Mieters im TV-Schrank.


Doch dann war er weg und nachdem ich das registriert hatte, war der freie Platz nicht mehr zu übersehen. Es war so eindeutig, dass etwas fehlte. Warum fiel es mir erst jetzt auf? War jemand in der Zwischenzeit eingebrochen und das ganze hatte nichts mit der Party zu tun? Ich hab doch überlegt, ob ich ihn verstecke? Habe ich das getan? Aber bei der Überschaubarkeit der Wohnung müsste ich ihn dann doch in den nächsten zwei Stunden wieder finden. Er blieb verschollen, nach einigen Nachfragen bei Freunden, war es nicht mehr wegzudenken. Ich hatte ihn nicht versteckt, die Gäste kamen früher als erwartet, Ottmar wurde gestohlen oder zumindest an einem ungewissen Ort verschleppt. Nun fehlt er.


Trotz des totalen emotionalen Kontrollverlustes musste eine Fahndung ausgeschrieben werden. Auf der Party waren doch nur Freunde, Freunde von Freunden und nächtliche Freundesbekanntschaften. Via Social Network kamen langsam Details zum Tathergang.

Tatzeit: zwischen 23:30 - 01:30 Uhr
Tatort: Die WG
Täterprofil: 1-2 Personen, skrupellos, emotionslos und Teilnehmer der Party
Tathergang: Zunächst wurde der Mops im Zimmer entwendet. Zwischenzeitlich wurde er im Flur abgesetzt, mutmaßlich, um noch kurz eine Runde mit dem Partyvolk mitzufeiern. Dabei wurde gleich die Lage gecheckt, ob es jemand checkt. Hat niemand bzw. hat wer und ihn ein letztes Mal liebevoll, wie ich weiß, über den Kopf gestrichen. Danach konnte unerkannt die Wohnung verlassen werden.
Tatausgang: Der Mops ist verschwunden.

Obwohl mit viel aufrichtigem Beileid und Tathergangdetails verbunden, blieb dieses Vorgehen trotzdem erfolglos. Da saß ich und dachte bei der nächsten Trauerzigarette über ein weiteres Vorgehen nach. Nach einigem Abwägen, ob meine Nachbarn mich eventuell für geistig verwirrt halten könnten bzw. der reizende Nachbar, der uns am Tag des Feststellen des Mopsklaus eine Lärmbeschwerde an die Tür heftete, vor Schadenfreude im Kreis tanzt, beschloss ich aus der virtuellen Suchaktion eine reelle zu machen. Hund ist Hund und bei Verschwund werden Zettel in der Nachbarschaft verteilt. Im Copy-Shop ließ ich 5 Plakate ausdrucken und versah sie mit Adressen- und E-Mailhinweis. Ich beschränkte mich zunächst auf unser Haus und das Nachbarhaus, war aber im Notfall festentschlossen, die ganze Straße zu pflastern. Wenn Ottmar schon verschwunden bleiben sollte, dann wenigsten mit anschließender, durch das immens aufkommende Presseinteresse, verbundener Spendengala für einen neuen Mops.
Doch soweit sollte es nicht kommen. Es kam viel schöner. Um 21:38 Uhr flog eine E-Mail mit Betreff 'Mops' in mein Postfach.

"Liebe Nina,

Ottmar ist bei mir ..."

Nach den ersten paar Worten floßen die Freudentränen und der "Er ist wieder da" Wodka zum anstoßen in Bächen. Eine liebenswürdige Nachbarin aus dem Vorderhaus hat Ottmar in der orangen Tonne entdeckt. Mülltrennung wird bei Kurzzeitdieben wohl groß geschrieben. Da auch sie sich nicht erklären konnte, wie jemand so etwas schönes wegwerfen konnte, nahm sie ihn mit und taufte ihn Wilson. Wir vereinbarten einen Übergabetermin für den frühen Morgen. Mit Umarmung und einer Flasche Rotwein, eine Packung Kaffee wäre um diese Uhrzeit wohl angebrachter gewesen, bedankte ich mich tausendfach, befreite Ottmar aus den Fängen der dort anwesenden Katzen und küsste seine Verletzungen.


Als Kunstobjekt wird er wohl nicht an Wert gewonnen haben. Ein kaputtes Ohr, ein kleiner davon ausgehender Spalt im Kopf und ein wenig Goldverlust wegen einiger Kratzer sind das Resultat der Nacht. Dafür haben er und ich an Lebenserfahrung gewonnen. Ottmar-Wilson steht wieder da, wo er hingehört und wird geliebt, wie es sich gehört. Wie mein Vater so treffend formulierte, da war wohl jemand nicht mein Freund.

Mittwoch, 12. Januar 2011

Standpunkte (19)


Auf den letzten Drücker? Bei Ausstellungen so gut wie immer. So auch Peter Lindbergh in C/O Berlin. DIe Ausstellung umfasst drei Teile, Detaiils werden unter Verschluss gehalten für alle, die noch die Tage bis Sonntag (16. Januar) nutzen wollen und weil das fotografieren strengstens untersagt war.
Auf dem Weg durch die Ausstellung begegnete uns immer wieder ein faszinierender Name: "Veruschka" Nicht etwa wegen der, wie man annehmen könnte, ausdrucksstarken Bilder, sondern wegen der extravaganten Verhüllung. "Auf Grund eines Rechtsstreit können die Bilder leider nicht präsentiert werden", so oder so ähnlich hängt ein weißer Zettel unter jedem Schleier. Nach dem ersten Bild war das noch nebensächlich "Na gut dann nicht." Aber spätestens beim Betreten des zweiten Raums, wollte man fast sein Eintrittgeldes zurückverlangen, weil Veruschka, zumindest in der Berlin-Serie der Ausstellung, die meist fotografierte Frau war ohne gezeigt zu werden. (Pure Übertreibung schließlich gab es noch 2 andere Serien zu betrachten ohne Veruschka) Rar machen funktioniert in einer Ausstellung fast ebenso gut wie im Spiel ums Interesse und daher ist mir der Name, trotz meiner nicht zu verleugnenden Schwäche der Vergessens, in Erinnerung geblieben. Und da treffe ich sie wieder, ich habe Veruschka tatsächlich schon mal gesehen. Sie liegt sogar in meinem Wohnzimmer, als Plattencover der neuen Platte von ANBB. Wenigstens ein Bild, doch das Geheimnis der anderen etlichen Verhüllungen bleibt wohl immer eins. So ein Rechtsstreit währt ja bekanntermaßen nicht nur paar Tage und bis Sonntag wären es noch vier.



Die schönste Überraschung: Ich begegnete einem alten Bekannten aus Leipzig im Treppenhaus. Sebastian Stumpf traf ich das erste Mal auf der Treppe des Museums der bildenden Künste in Leipzig und eine Variation seiner Akrobatik sieht man im C/O. Dabei wird auf die originale Treppe dasselbe Bild projiziert und wenn man im richtigen Moment stehen bleibt, trifft man auf Sebastian Stumpf: Plötzlich steht er da, um nach ein paar Sekunden wieder zu verschwinden. Dieses Mal springt er übers Treppengeländer.



Sucht ihn im Bildermuseum Leipzig, da ist er ständiger Gast.

Montag, 10. Januar 2011

Nachtrag: Vorsätze

Die Highlights der Vorsätze, zusammengetragen bei unserer Silvesterparty.
Wer schrieb was, man kann es nur erahnen.





Der vierte Zettel und zeitlich letzter dieser Reihe, wem kann man es verübeln, ist zur Hälfte unleserlich.
Also von mir hier die lesbaren Kommentare.

weniger Geld für fucking coffe to go ausgeben

mehr schlendern, weniger hetzen

endliche andere Menschen wertschätzen

mehr Kellogs essen!

weniger trinken + Kommunismus!

Tomaten pflanzen