Mittwoch, 20. Oktober 2010

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Willkommen Junggesellin!


Ich habe also meine heilige Halle mitten in Berlin-Friedrichshain bezogen. Meine Erinnerungen an das Zimmer aus Zeiten der Besichtigung waren verschwommen. Im Gedächtnis ist aber klar und deutlich hängen geblieben, dass die Grundfarbe des Zimmers, die war, die den Herbst und Winter besonders trist macht, ein, sich aus der Mischung von Schokolade und Matsch ergebendes, Dunkelbraun. Dem Grauenhaften nach ansteigend ist folgendes in meinem Zimmer braun eingefärbt: das Bett, der Schreibtisch, die Sofa-Garnitur, der Fernsehtisch, die Vorhänge und der Glasschrank/Anbau. Das Highlight meines Zimmers ist der zwar nicht braune, aber trotzdem nicht minder nur für den besonderen Geschmack geeignete Glastisch. Ich will hier gar nicht über den Geschmack des Hauptmieters herziehen. Es wird einfach nur deutlich, dass die Einrichtung der Großmutter wohl solange ausreicht bis alles auseinander fällt. Ist ja alles farblich abgestimmt.




Soviel allerdings nur zum ersten Eindruck, bei näherer Betrachtung werden noch mehr Absurditäten in dem Zimner auffällig und mir klar, dass ich in einem klassischem Junggesellenhaushalt gelandet bin. Gekocht wird hier nicht, das Geschirr findet seinen Weg in den Küchenschrank so wie es halt genutzt wird, Salz und Pfeffer reichen als Gewürze, andere Küchenutensilien neben üblichem Besteckt gibt es, außer einem Korkenzieher und Pfannenwender, nicht, der einzige Spiegel in dieser Wohnung befindet sich in Kleinformat im Bad, Mülltrennung wird für überbewertet empfunden und neben Tiefkühlpizza, Salami, Würstchen befindet sich nur noch Bier im Kühlschrank.



Wie man eigentlich haust, wird Einem erst bewusst, wenn die Außenwelt die Wohnung betritt und einen Blick drauf wirft. So wurde nicht von mir, dass Thema auf den Tisch gepackt, sondern mein Mitbewohner brachte die Idee, ein Regal zu kaufen ganz von alleine. Beim Einkauf wird nach einen zaghaften Blick zu den Bodenhaltungseiern und meinem darauffolgenden vielsagenden Blick, doch der wohl politisch korrektere Griff zu den Bio-Freilandhaltungseiern gewagt.

Das waren sie wohl die Junggesellenzeiten der Wohnung, ich bin da und das Ziel heißt "schöner" wohnen und morgen wird dafür eingekauft. Die Entwicklung werde ich fotografisch festhalten, vorausgesetzt, dass ich mich nicht zu sehr an das vorhandene gewöhne, mich dem Alltagstrott hingebe und als nächstes eine farblich passende braune Decke kaufe.

P.S.: Der Inhalt des Glasschrankes ist ein besonders schönes Sammelsurium: Spielzeugtrucks, Andenken an die Strände dieser Welt wie Muscheln und ein vertrockneter Krebs, alte Bierdosen und Urkunden aus Zeiten der Bundeswehr. Für Gäste öffne ich das Museum gerne.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Standpunkte (16)


Art Forum Berlin


Preview Berlin

Alle Jahre zu spät oder Eindrücke einer Kunstlaiin

Der alljährliche Betriebsausflug der Familie Rathke stand an. Berlin verwandelt sich in eine Kunstmessestadt und wir sind 24 h dabei.

Was: Vernissage Art Forum
Beginn: 06.10.2010 18 Uhr
Ort: Messegelände, Palais am Funkturm

Es spricht wie die Jahre zuvor Klaus Wowereit. Durch die dauerhaft chaotische Verkehrslage in der Berliner Innenstadt kamen meine Eltern selbstverständlich zu spät zu mir, damit die Umzugskartons zu spät in mein frischbezogenes Zimmer, damit die gesamte Familie zu spät mit dem Auto los in Richtung Messegelände, damit zu spät zu Wowereits Eröffnungsrede. Dabei waren wir dieses Jahr so nah dran. Kurz vor 18 Uhr waren wir direkt vorm Eingang allerdings noch im Auto und so machte uns die Parkplatzsuche einen Strich durch die Rechnung. Wowereit begrüßte das Messepublikum und wir brachten uns mit dem Automobil in Lauerposition. Dass zu diesem Zeitpunkt wohl kein Mensch auf die Idee kommt, wegzufahren, kam uns nicht in den Sinn. Mittlerweile war es Viertel nach Sechs, die nächste Chance nach drei vergeblichen Versuchen Wowereit live zu hören, war verstrichen und mein Vater sah es ein: hier war kein Parkplatz zu holen. Einmal bis ans andere Ende des Geländes zu den freien Parkflächen und zu Fuß wieder zurück. Es ist 18:45 Uhr und Familie Rathke betritt das Gebäude.


Doch Probleme gibt es genug, also immer her damit: Eine Einladung für zwei Personen und drei Personen, die die Messe erkunden wollen. Auf zur Information, dieses Jahr gibt es keine zusätzlichen Karten zu kaufen, es kommt nur rein, wer eingeladen ist. Was soll es, einfach die Kinderkarte ausspielen. "Wir waren immer mit unserer Tochter hier!" "Ach, es geht um ihre Tochter. Na wie alt ist sie denn?" Ich blicke scheu in Richtung der mächtigen Frau hinterm Tresen vor dem Stapel zusätzlicher Einladung und sage mit meinen 178 cm und 24 Jahren "Ich bin die Tochter" Hinter der Theke ist ein kurzes lautes Lachen zu hören. Wir bekommen eine zusätzliche Einladung gereicht. Endlich kann es los gehen mit dem Kulturschock.

Meine persönliche Laieneinschätzung der künstlerischen Gesamtlage: Fotografie ist out, Leinwandmalerei wieder im Kommen, rumgespielt und zusammengeklebt wird immer noch, die unendliche Suche nach neuen verwendbaren Materialen ist eine dauerhafte und die Neonröhre findet nahezu beängstigend beständig ihren Weg in Installationen. Beim Thema Fotografie muss ich mich im Nachhinein allerdings ein wenig selbst zu Recht weisen, da wir scheinbar einen wichtigen Part der Messe nicht durchblickt haben. Wir haben die Ausstellung in Zusammenarbeit mit ABC (ich muss zugeben, ich habe es immer noch geblickt, wo wie und warum) nicht gefunden: da hat scheinbar der Fotobär gesteppt. Nichtsdestotrotz glaube ich, wenn so gut wie keiner der Aussteller bei der Art Forum Fotografien zeigt, hat das was zu bedeuten.


Christian Hoischen
Rücken
2010
Lack, Kunstharz, Fiberglas, Styroporkern


Micha Payer / Martin Gabriel


Martin Walde
RT 601 AB/G/2X/R/#2
2010
Silikon, Glas


Was: Preview der Preview
Beginn: 07.10.2010 14 Uhr
Wo: Flughafen Berlin Tempelhof

Als Gegensatz zur altgediegenen, etablierten Art Forum Kunstmesse, geht es am nächsten Tag zur jüngeren, weniger konventionellen Preview Berlin. Im letzten Jahr wurde hier der Versuch gewagt sich aus den altbekannten Messestrukturen sprich den Ausstellungsbuchten heraus zu begeben und die Galerien stellten sich in einem freien Raum vor. Logistisch schwierig, da das Hängen von Bildern ohne Wände nur bedingt möglich ist, kehrten man dieses Jahr wieder zu alt bewährtem zurück. Nur eine kleine Zwischenfläche mit vier Galerien zeugten noch von der Idee des letzten Jahres. Die Preview gefällt mir immer ein wenig besser als die Art Forum, das kann verschiedene Gründe haben. Entweder weil ich einfach wie die vorgestellte Kunst jung bin oder weil hier bessere, weil mehr, Luft zum atmen und betrachten ist. Bei der Preview können wir vor der eigentlichen Eröffnung die Messe anschauen. Wobei auch dieses Mal die Kinderkarte ausgespielt werden muss, da nur eine Einladung für zwei Personen vorhanden ist. Ich klopfe auf Holz und sage, dass klappt hier immer.


Pius Fox


Charlotte McGowan-Griffin
im Hintergrund Eva und Adele


in Leipzig gesehen und auf der Messe wiedergetroffen Tobias Köbsch


Nika Oblak & Primoz Novak
Box 3
2010
Videoinstallation


Gijs van Lith