Donnerstag, 17. Juni 2010

Ein Fahrt ins B wie Blaue

Das Ziel war klar: Urlaub, Abenteuer, Sonne frontal. Der Plan war zwar nicht vollständig ausgereift, aber für Warten keine Zeit.

Bratislava, Budapest, Balaton - Die Fahrt ins B wie Blaue - Ein Reiseüberblick



Zum krönenden Abschluss des Erasmus-Daseins in Prag und aufgrund des Überflusses an Zeit und 'Geld', sollte es ein Abenteuer geben - eine Fahrt in die seichten Tiefen des östlichen Zentraleuropas. Alles vollkommen geplant ungeplant aber mit einem Ziel vor Augen – zum Beatsteaks-Konzert müssen wir wieder in Prag sein. Was blieb waren 7 Tage und unendlich unbeantwortete Couch-Surfing-Anfragen.
Nachdem sich dann doch zwei der angebeteten Sofas zurückgemeldet und zu Bett gebeten hatten, war es klar das nächste große Ziel hieß Budapest.


Und was lag da näher auf dem Weg, als einen Abstecher nach Bratislava zu machen. Schließlich wollten wir die Stadt sehen über die wir so viel Schlechtes gehört hatten. „Die Stadt ist so hässlich! „Der Weg lohnt sich nicht“ Das alles wollten wir nicht ungehört und nicht ungesehen lassen, ZUM GLÜCK. Ihr Stadtbanausen, die uns solch fiesen Bilder im Kopf entstehen ließet, konntet uns Bratislava nicht madig machen ZUM GLÜCK. Wir kamen an, sahen einen hässlichen Bahnhof, liefen in die Stadt und konnten es nicht fassen: Bratislava ist hübsch, klein, ein bisschen eingemottet, mit viel Charme und alten Gassen.




Für geübte Billigreisende versteht es sich von selbst, dass für die Niederungen des menschlichen Daseins nur die kostengünstigsten Versionen in Anspruch genommen wurden, dabei natürlich trotzdem nie ohne ein Mindestmaß an Boheme-Gehabe: Toiletten-Gang in der Kunsthochschule und zum Mittag eigens Zuhause zubereitetes Antipasti mit frischem Ciabatta.






Acht Stunden haben für Bratislava dann aber doch gereicht. Als nächstes standen 165 km nach Budapest auf dem Programm, diesmal in der komfortablen, nämlich klimatisierten, Ausgabe eines Autobusses. Zur Geisterstunde mit müden Knochen, nach einer lauten U-Bahn-Fahrt und einem steilem Berganstieg erreichten wir unser Quartier und der Ausblick war der Mühe wert.


Budapest präsentierte sich in scheinbar normaler Manier: tropisch heiß, überflutet, belebt, groß und so schön anders. Zum ersten Mal in meinem kurzen Leben fühlte ich mich vollkommen fremd, zumindest sprachtechnisch war ich vollkommen aufgeschmissen. Ungarisch klingt wie eine perfide Mischung aus Englisch, Russisch und Spanisch - in meinen Ohren und mit meiner Zunge 100% unverständlich und 100% unaussprechlich.

Am nächsten Morgen war zunächst einmal der Plan "Wohin des Weges?", schließlich sollte es nach Budapest weitergehen, also statteten wir insgesamt drei Bahnhöfen in Budapest einen Besuch ab. Die restlichen anderthalb Tage hieß es dann aber endgültig nur noch: sehen was gesehen werden musste.


"Achtung Auto" Etwas kann man halt immer verstehen.






"Können Sie uns helfen?" ... "Ach, nicht hier, sondern am anderen Ende der Stadt. Danke!"

Standpunkt im Bahnhof


Krönung des Budapest-Aufenthalts war ein kostenloses Jazz-Festival mitten in der Stadt.



Nach den unzähligen Kilometern Sightseeing war es an der Zeit sich auf die Spuren der vergangenen Urlaubsgewohnheiten des Ostens zu machen: Mit den Zug ab an den Balaton - Badeurlaub. Bei 35°Grad gab es auch nicht wirklich eine Alternative. Los ging es mit der noch mal um 20° Grad heißeren Bahn in einen fremden Garten, um dort das gemütliche Lager aufzuschlagen. Couchsurfer sei dank, wurden wir reichlich mit Zelten und Kontakten beliehen und konnten bisschen mehr als zwei Tage lang entspannt den Wiesenseestrand genießen.


Blick aus dem Balaton-Zug

Variationen in Blau, es könnte so schön bleiben ...


... doch irgendwann kommen sie alle: die "Wir würden so gerne, können aber nicht so richtig"-Kapitäne.










Am letzten Tag unseres Balaton-Aufenthaltes mussten wir unseren Garten räumen und die Rasenfläche, den eigentlichen Hausbewohnern überlassen. Doch jung, wild und mit romantischer Fantasie freuten wir uns auf eine Nacht unter freiem Himmel mit Wasser zu den Füßen. Was alles noch harmonisch begann mit dem ersten Sieg der deutschen Mannschaft, Nachtbaden, viel Mückenspray und zwei zu Betten umfunktionierten Bänken, änderte sich als die Warnblinklichter angingen. Entlang der Seeküste wird je nach Blinkgeschwindigkeit angezeigt, wie stürmisch es auf einmal werden könnte. Um Mitternacht herum konnte es jederzeit losgehen mit dem Spontanorkan. Den Wettergott auf unserer Seite, zog sich der Himmel doch erst pünktlich zur Abfahrtszeit des Zuges (fünf Uhr in der Früh) zu und das kalte Nass plätscherte auf die Gleise, während wir rausschauten. In Budapest angekommen, hatten wir noch einen fast vollen Tag für die Stadt, die scheinbar endlose Ecken und Plätze zum Bestaunen hatte. Bagpacker hochgewuchtet, Fussschmerzen ignoriert, ging es durch die Stadt und als finalen Abschluss in die St.-Stephans-Basilika, die größte Kirche Budapests. Vom Eindruck geschafft, war es nun endgültig Zeit Abschied zu nehmen, mit dem Versprechen sobald sich die Möglichkeit ergibt, wieder zu kommen, denn Budapest beginnt mit B wie 'Bestimmt wieder'.


"Junge Touristinnen bei Sturm am Balaton in die Luft geweht" Diese Schlagzeile hätte ich mir im Falle der Fälle gewünscht.










St.-Stephans-Basilika

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