Montag, 4. April 2011

Richter als Synonym für Unschärfe

Künstlerische Stippvisite mit den Eltern in Hamburg. Diesmal alles unter dem Deckmantel Gerhard Richters. Meine persönliche Kunstbegeisterung begann in meiner Erinnerungszeitrechnung mit dem Besuch des Museum Ludwigs in Köln. Betty von Gerhard Richter überzeugte und überzeugt mich auch heute noch, nicht aus Gefälligkeit Dauerbegleitung meiner Eltern in Ausstellungen zu sein, sondern aus ernsthaftem Interesse und Begeisterung für zeitgenössische Kunst. (Angaben ohne Gewähr, ob Betty wirklich mal im Ludwig war, mir ist so)

Gerhard Richter: Bilder einer Epoche
Bucerius Kunst Forum in Hamburg
bis 15. Mai 2011


Fotos aus dem Kontext des Zeitungsartikels herausgerissen, übrig bleiben bizarre Szenen und am Anfang dieser Wirkungsperiode einzelne Schriftzüge. Es scheint, dass von den anfänglichen Experimenten bis zu dem berühmten Baader Meinhof-Zyklus den Besuchern ein kleines Format einer Retrospektive präsentiert wird. Ob es sich lohnt, das Herantasten und Ausprobieren zu dieser Art der Auseinandersetzung mit Medien und Zeitgeschehen, in diesem Rahmen zu zeigen, wage ich allerdings zu bezweifeln. Auch von Großen muss man wohl nicht alles zeigen. Und viel Platz kommt bedeutenden Bildern meistens eher zu Gute als das die Leere enttäuschen würde. Trotz alle dem ist die obere Etage mit dem RAF-Thema den Blick wert (fotografieren verboten). Dass die Zusammenstellung im Erdgeschoss bemüht wirkt, wird besonders deutlich, da das interessanteste Kunstwerk nicht der thematischen Periode der Ausstellung zuzuordnen ist. Im übrigen eine Leihgabe des Museum Ludwigs in Köln.

Ema (Akt auf einer Treppe)
1966
Öl auf Leinwand




UNSCHARF. Nach Gerhard Richter
Hamburger Kunsthalle
bis 22. Mai 2011


Zeitgleich zeigt die Hamburger Kunsthalle eine Ausstellung in Anlehnung an die typische Arbeitsweise Richters. Gezeigt in den undankbaren Ausstellungsräumen des Hubertus-Wald-Forums: Wie immer relativ dunkel und der Rundgang durch die undurchsichtige Bauweise der Räume wie immer verwirrend. Die Interpretation des Begriffes Unschärfe hätte weniger engstirnig ausfallen können, aber ich war zu begeistern. Traf ich doch zum ersten Mal in meinem Leben auf Fotografien von Michael Wessely. Dieser zeigt in einem einzigen Abbild mit Hilfe von Langzeitbelichtung einen ganzen Prozess und ganze Zeiträume. Persönliche Highlights:

Wolfgang Kessler
Zwischenraum (Schatten)
2006

Franziskus Wendels
Echtzeit 3
2009


Gerhard Richter
Tulpen
1995


Michael Wesely
1. Mai-Demonstration, Potsdamer Straße, Berlin
10:03-10:08 Uhr, 1.5.2008


Pétalas 2
22.-27.4.2008


Marc Lüders
AG_02
AG_28
AG_24
AG_73
2010
(von links nach rechts)


Ausschnitt AG_28


Johanna Semiatek
Wie eine Götterspeise auf Beinen
2007

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