Freitag, 22. April 2011

Aber Gott grüßt doch nicht zurück


"Grüß Gott" Alltagsfloskeln am Rande der Sinnlosigkeit: Mit dem Zug gerade die Südgrenze passiert, überlege ich tatsächlich, ob Verweigerung hierbei notwendig, sinnfrei oder nebensächlich ist. In wilder Unentschlossenheit lächle ich den Schaffner an und halte ihm meinen stündlich abgestempelten Fahrschein entgegen. Wahrscheinlich haben die hügelige Fahrt und die Sommerhitze ihr übriges getan. Verwirrt komme ich in Bayern an. Genauer Schwandorf bei Regensburg. Das ländliche Idyll wollte ich über Ostern zur Spontanerholung nutzen und zur Bekämpfung der Einöde meiner Mutter. Sie ist hier für einen Monat im Künstlerhaus untergekommen und die täglichen Mails ließen deutlich werden, dass hier zwar Entspannung und Raum zur geistigen Entfaltung auf dem Tagesprogramm stehen, aber sonst nix geht.

Die nächsten Tagen bestanden - wie es sich im Paradies gehört - aus viel gutem Essen, gutem Wein und kultureller Entfaltung.

Um nicht total zu erschlaffen, wurden einen Tag die Fahrräder aufgepumpt und die Umgebung im sanften Rollen entdeckt. Nach anstrengenden zwanzig Minuten ließen wir uns ins Gras fallen und bestaunten ein wenig stehendes Naab-Wasser. Ob es nun eine fadenscheinige Aufbruchaussage meiner Mutter war oder doch nur der Einfall nebenbei, unsere Ruhepause wurde jedenfalls abrupt mit den Worten "Danach müsste ihr euch dann aber nach Zecken absuchen" beendet. Schließlich hat man gehört, das selbige in den südlichen Gefilden gefährlich sein können.
Mit den Füßen auf den Pedalen und damit möglichst weit weg vom Gras, der Wohnort der gefährlichen Blutsauger, zurück ins Dorf. Im Brauhaus bestellten wir unser verdientes Alster, nicht ganz, Radler muss es hier sein.



Letztendlich zeigt sich, dass nicht der bayerische Dialekt mir das letzte Verständnis rauben sollte, sondern ein gekonnter Sprachmix im Künstlerhaus selbst. Zu Gast war ein bulgarisches Ehepaar, das nur Russisch sprach, eine Schottin, die nur Englisch sprach, Deutsche, die nur Deutsch und weniger als ein bisschen Englisch sprachen und mittendrin meine Mutter und ich mit dem gekonnten Tschechisch-Russisch-Deutsch-Englisch-Mix.

Viel zu schnell ging Ostern dann vorbei. Mit Osterbrot, einem Kilo Spargel und leichter Sommerbräune verließ ich Bayern am frühen Montagmorgen. In Hof wechselte das Zugpersonal und "Grüß Gott" ging von Bord, dafür begrüßte mich "Hallöe, eimae die fagadn büddoe". Von bayerisch zu sächsisch - ich weiß nicht, sagt man da "Herzlichen Glückwunsch"?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen