Montag, 5. März 2012

so ges(ch)ehen 25

Beim heutigen Sonnenschein dachte ich, das angenehme mit dem nützlichen zu verbinden, sollte im Fall einer "künstlerisch" Halbwerktätigen kein Problem sein. So begab ich mich mit einer Rohfassung meines ersten Kammerspiels vor die Haustür und auf die Suche nach einem sonnigen Platz in einem Kaffeehaus mit ambitionierten Ambiente.
Da ich mein Wohnrevier noch keiner Hipster-Überprüfung unterzogen hab, schritt ich zielsicher Richtung des mir vertrauten Kollwitzplatzes. Der Spielplatz in der Mitte mit den viel besprochenen Prenzl Berger Eltern plus Kinderschar übersah ich mühelos und steuerte einen Ecktisch mit Blick auf die Straße an. Ganz stilsicher bestellte ich einen Latte Macchiato zum überhöhten aber nicht überraschenden Preis und zog meine Blätter plus Rotstift aus meinem Jutebeutel. Wie ich so dasaß und las, hörte ich von der anderen Seite des Raumes immer wieder Worte wie "Rohschnitt", "Buchvorlage", "Produzenten" und "super, das passt in meinen Terminplan". Ich blickte vorsichtig rüber und entschied bei dem Anblick drei ziemlich bunter, blonder und gemütlich dasitzender Frauen, dass mir mein träges Gemüt eine Sinnestäuschung zuspielte. Ich las weiter. Als zehn Minuten später die eine blondgelockte Mähne die andere an der Tür verabschiedete, trieb mich eine Ahnung einer vertrauten Stimme dazu, noch einmal hinzusehen. Keine Sinnestäuschung sondern Diana Amft stand dort und umarmte und freute sich auf das nächste Projekt. Scheinbar passte ich mit meiner Tagesaufgabe perfekt ins Café und Klischee.
Doch als nach dem Abgang dieses ersten Geschäftstreffens hinter mir eine braunhaarige, junge Frau ihr Handy rausholte und anfing diverse Personen darüber zu informieren, dass sie zu dem Casting am Freitag eventuell eine halbe Stunde zu spät kommt, weil sie vorher noch einen wichtigen Termin wegen des neuen Dokumentarfilms in Zusammenarbeit mit dem RBB hat, wurde es mir doch zu viel. Verschämt lehnte ich mich, als ich abkassiert wurde, über meine Drehbuchformatierung. Soll doch keiner denken, dass ich Part dieses Treibens bin, schließlich befind ich mich doch noch in der Aus- und Weiterbildung dieses Lebenstils. 

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