Dienstag, 27. April 2010

Eine Krakauer Sage in eigener Interpreation

Zum Gedenken an ein Ereignis, dass die Geschichte Krakaus wesentlich beeinflusst hat, steht heute am Ufer der Wisla (Weichsel) eine bedeutende Statue, die mein Herz erobert hat und alle drei Minuten Feuer spuckt.



Die Geschichte dazu...


Lange Zeit vor der Globalisierung und Elektrizität trug es sich zu. Es gab sie - die eine legendäre Burg. Im Herzen der Gemäuer ging es gemütlich zu: 24 Stunden Kerzenschein, lange Tafeln, reichlich Bier, ein starker freundlicher König sowie Speis und Trank für die gesamte höfische Gesellschaft. Doch außerhalb des Schutzwalls lauerte das Böse. Im moorigen Gehölz, am Ufer der Wisla (Weichsel) hauste er bis ihn der Hunger überkam: der Drache = ‚Smok-Wawelski’.
Wie es sich für einen ausgewachsen und traditionellen Feuerspucker gehört, fraß auch dieser am liebsten Frauen - Jungfrauen. Solange der Gute alle anderen Frauen des frühen Krakaus fraß, konnte der gütige König mit dem Tier vor der Haustür leben. Man arrangierte sich, eine Jungfrau pro Monat, dafür blieben Tiere und andere Lebewesen verschont. Aber es kam der Tag an dem alle weiblichen Geschöpfe verfüttert waren und nur noch die Eine blieb: Wanda, die heilige Königstochter. Der König entdeckte sein noch größeres Herz, aktivierte sein Beschützer-Gen und sprach das größte aller Versprechen aus. „Wer den Drachen tötete, sollte zur Belohnung die Hand der Tochter erhalten“.
Natürlich ließ sich dies Spektakel kein Ritter, kein Prinz, kein einziger Jüngling aus Fern und Nah nehmen und brach nur zu gerne zur gefährlichen Mission auf. Wie sollte es anders sein: Kein einziger Überlebte und bald dachten sich die noch lebenden Männer „So schön is se dann auch nicht“ und versuchten es erst gar nicht. Der König, schon am Rande eines Nervenzusammenbruchs, dachte das letzte Stündlein seiner Tochter hätte geschlagen. Ebenso einfallslos wie der Rest des blauen Blutgesindels sperrte er die Gute in den Turm.
Doch dann kam der Tag an dem die Welt gerettet werden sollte. Dratewka - ein einfacher Schusterjunge kam des Weges und wollte sein Glück versuchen. Der König ließ ihn gütiger Weise gewähren sein Leben für die Tochter zu lassen, dass jemals jemand der Drachen besiegen würde daran dachte inzwischen keiner mehr. Doch der junge Mann, konnte neben seiner Schönheit noch viel wichtigeres aufweisen: Intelligenz und Hinterlist. Er füllte ein totes Lamm mit Schwefel und warf es dem Drachen zum Fraß vor. Dieser außer Rand und Band vor Appetit verschlang die böse Falle. Gut gesättigt bekam Smok als bald wahnsinnigen Durst und soff sich zu Tode. Das Wasser aus der Wisla brachte ihn zum platzen und alle waren erlöst.
Dratewka durfte die Wanka zur Frau nehmen. Und wenn sie nicht gestorben, dann leben sie noch heute.


Natürlich darf bei so einer Geschichte, ein touristisches Andenken nicht fehlen, wobei ich mich frage :
Wie können sechs verschiedene Stände, die nebeneinander stehen und die 100% selben Andenken verkaufen, wirklich das Geschäft ihres Lebens machen?
Und außerdem, ob der Plüschdrache dem echten Drachen ähnlich sieht und damit die gleiche Schreckenskraft besitzen soll?

Dienstag, 20. April 2010

Sonntag, 18. April 2010

dort fährt man Inline Skates

Die Sonne scheint, es ist Sonntag. Die Wahl meiner Freizeitaktivität könnte nicht klassischer sein: ein Tag im Park. Die Decke, das Buch und ich. Nach 10-minütiger Fahrt steige ich aus der Bahn. Aber mein Blick fällt nicht wie erwartet auf eine riesige grüne Fläche, sondern auf eine Treppe und einen Berg. Soll mich alles nicht weiter abschrecken, ich erklimme die unendlichen Stufen und weitere 10 Minuten später komme ich oben an. Ein wenig außer Atem, ein wenig wackelig auf den Beinen, aber dafür mit einem zauberhaften Blick auf Prag.
Aber nicht vom Plan abbringen lassen. Ich will also einen Platz zum niederstrecken finden, ohne auffällig viele Hunde oder Kinder in meiner Nähe. Der Letná Park hält allerdings wohl nicht so viel von dieser sonntäglichen Idee. Anstatt Gemütlichkeit ist hier Aktivität das Stichwort. Fahrräder, Inline Skates, Segways, Frisbees, große und kleine Bälle, Hunde und Kinder überall. Und ich muss feststellen, dass ich neurotischer bin als ich gerne zugebe. Nachdem ich den nahezu gesamten Park einmal durchkämmt habe, sehe ich sie: die Wiese, grün, relativ groß, mit auf Decken liegenden Menschen, nicht viele aber welche und sie zeigen keinerlei Ambitionen sich zu bewegen: Perfekt.
Ich breite also meine Decke am hinteren Rand der Wiese aus, lege mich darauf, kram mein Buch aus, funktioniere meine Handtasche als Kopfkissen um und setzte meinen Sonntagsplan in die Tat um. Auf der zweiten Seite meines Buches wendet sich allerdings das Blatt. Eine Gruppe Engländer betritt das Feld und stellt fest, dass genau diese Wiese der perfekte Platz wäre um ein Frisbee-Spiel auszutragen. Langsam werde ich nervös. Alle anderen Sonnenanbeter bleiben vollkommen unberührt von dem Geschehen. Zur Entwicklung meiner persönlichen Stärke versuche ich das auch. Es ist schließlich nur Frisbee und Ziel des Spiels wohl doch das Ding zu fangen und nicht willkürlich fremde Personen damit zu bewerfen.
Mein Beruhigungsmantra, das ich immer wieder murmelte, nützte nichts. Es ging nicht anders: Wenn etwas sich so rasend bewegt und ich es nicht selbst kontrollieren kann, ist es mit der Entspannung dahin. Ich kann mich auf nichts anderes konzentrieren. Statt mein Buch zu lesen, versuche aus dem Augenwinkel dem Frisbee zu folgen und nicht in Panik zu geraten, wenn er sich auf meiner Hälfte der Wiese befindet. Die wahnsinnig schlechte Fängerin vor mir, hat mir den Rest gegeben. Der Frisbee landete neben mir und ich packte meine Sachen.
Ich endete auf einer Bank an der Moldau, mit Blick aufs Wasser Richtung Sonne und der Straße samt allen Spaziergängern, Fahrradfahrern, joggenden Fitness-Junkies hinter mir. Um einen Tag im Letná Park zu genießen braucht man scheinbar Inline Skates oder stärkere Nerven.

P.S. Liebe Grüße an den Clara-Zetkin-Park in Leipzig

Mittwoch, 14. April 2010

Standpunkte (06)



Rauchen bitte nur im Treppenhaus - Orange Hostel

Krakau im Schnelldurchlauf

Abends 21:35 Uhr begann das Abenteuer am Prager Bahnhof. 4 Tage Krakau: ich, meine beiden Prager Mitbewohnerinnen und fünf weitere Studenten aus Wales. Knapp 8 Stunden Zugfahrt lagen vor uns, bevor wir im morgendlichen Krakau ankommen sollten. Leider zwei Stunden zu früh in meiner Reiseplanung. So war eine meiner ersten Reisehandlungen unser Zugabteil mit diversen nassen Kleidungsstücken zu bestücken, da ich die Trocknungskraft meiner Heizung und die Vielzahl meiner Socken schlichtweg unterschätzt habe. Nach dem ich es mir in meinem eigenen Wäscheständer und gleichzeitig späteres Bett bequem gemacht habe, konnte ich mich in den nächsten Stunden von den Vorzügen osteuropäischer Bahnen überzeugen.
Knarren, Stottern, Heizungen, die zu warm oder zu kalt sind, dreimalige Kontrolle der Zugtickets ... es wurde eine Menge geboten, trotzdem habe ich ein paar Stunden Schlaf gefunden. Wobei ich glaube, dass meine Anwinklungs-Sitz-Taktik weniger elegant aussah als die Schlafmethode meiner Mitbewohnerin und Zugabteilungsgefährtin Chrissi





















Angekommen bzw. aufgewacht war das eines meiner ersten Ausblicke in Polen.


Was zuerst wirklich düster aussah, hängt wohl hauptsächlich mit der Tatsache zusammen, dass wir mit dem Wetter nicht das glücklichste Händchen hatten. Überschattet von abwechselnden Regen und Wolken, hat natürlich noch ein anderes Ereignis unsere Reise "überschattet": Der polnische Präsident ist an dem Tag unserer Anreise bei einem Flugzeugabsturz gestorben. Es wurden an verschiedenen Stellen der Stadt Kerzen aufgestellt und an allen Gebäuden und Autos polnische Fahnen mit schwarzen Bändern angebracht, auch die Straßenbahnen fuhren mit zwei Fahnen auf dem Dach ihre täglichen Strecken ab. So wurde die Staatstrauer sichtbar, aber entgegen einiger Berichte war die Stadt damit nicht lahm gelegt. Die Geschäfte, Café, Restaurants und Sehenswürdigkeiten der Stadt hatten geöffnet. Die Leute und besonders die Touristen bevölkerten die Stadt. Ob die teilweise ruhige und depressive Stimmung nun von dem tragischen Ereignis oder den anhaltenden Regen ausging, vermag ich so genau nicht zu beurteilen.

Wenn die ersten Zeilen den Eindruck vermitteln könnten, dass alles grau und betdrückend war, möchte ich dem spätestens jetzt ausdrücklich widersprechen. Ich fand, dass Krakau eine ganz zauberhafte Stadt war. Nicht überkandidelt, etwas verwahrlost und dadurch mit einem maroden Charme, der mir besonders gefallen hat. Nicht zu viel restauriert, besonders das jüdische Viertel Kazimierz hats mir angetan und ich hätte mir gerne noch einen Tag Sonnenschein für einen ausführlichen Spaziergang gewünscht.





















Weitere Highlights meines Ausflugs im Schnelldurchlauf


persönliches polnisches Lieblingswort







Meine Eiseinstellung habe ich bei dem Tipp einer Freundin mal links liegen lassen und wurde belohnt mit köstlicher traditionell hergestellter Eiscreme. Ein unauffälliger Laden an einer vielbefahren Straße, zwei Verkäuferinnen, die ausschließlich polnisch sprechen und sechs verschiedene Sorten. Wie ich später lesen durfte ist unter anderem auch Eisentwickler Mark Scheller davon überzeugt.


Die Bar Singer
An alten Nähmaschinen sitzt man hier und kann süßen, aber verdammt leckeren Cherry-Wodka trinken. Am besten einen Platz weiter hinten suchen, weil man direkt am Eingang circa alle zehn Minuten von Bedürftigen nach ner Zigarette oder Kleingeld gefragt wird.
















Ein Blick nach oben in der Marienkirche





Normalerweise umgehe ich Sightseeing-Touren so gut es geht. Aber diesesmal habe ich mich getraut, bei einer Free Walking Tour. Drei Stunden lang nicht zu viel und nicht zu wenig interessant Geschichten zur Stadt. Bezahlt wird so viel wie es einem jeweils wert war.


Zu guter letzt unsere Übernachtungsstätte das Orange Hostel. Vielleicht etwas zu harte und knarrende Betten, die Kombination Dusche und Klo ist zumindest morgens auch nicht die beste Idee, aber dafür günstig, liebevoll eingerichtet, kostenlosen Kaffee und Tee ganztags und zentral gelegen.

Montag, 5. April 2010

Auf der unendlichen Suche

Trotz panischer Angst vor Vögeln zog es sie am Abend ans Ufer der Moldau. Nach etwas längerer Suche nach einer Bank ohne einer Schar Schwäne und Enten davor, fand sie den perfekten Platz. Sie setzt sich, öffnet die Bierflasche mit einem gekonnten Feuerzeughieb, zündet sich eine Zigarette an und lehnt sich zurück. Sie betrachtet das seicht dahin plätschernde Wasser. Der Hauch von Wellen schlägt zaghaft gegen die Mauer zu ihren Füßen. Die letzten Sonnenstrahlen wärmen das Gesicht. Und dann kommt es wie es immer kommt. Ein schrecklich verliebtes Paar setzt sich mit auf die perfekte Bank. Aufgeregt wird in der Tasche gewühlt, die Tüte mit dem alten Brot gefunden und das Krümelfeuer eröffnet. Die Schwäne kommen als geschlossene Front angeschossen. Überall aufgeregtes Geschnatter und weitaufgerissene Schnäbel. Es bleibt keine andere Möglichkeit. Sie flüchtet.

Donnerstag, 1. April 2010

alternde "Rock'n'Roll Queen" ...

Ein Studentenfest mit lauter Schülern, drei Bands und zwei blaue Knie.
Während ich bei Reggae, Ska, Pop noch fröhlich hin und her hüpfte, zwang mich die dritte Band dann doch in die Knie. Meine Kamera hat bei "Hentai Corporation" kapituliert und ich leider auch. Aber für einen Eindruck der schwingenden Masse reicht die Qualität wohl aus.


Drei Lieder in der Punk Rock Menge und ich muss mich seitdem leicht humpelnd fortbewegen.




Das stellt sich die Frage: War ich jetzt richtig Rock'n'Roll oder bin ich doch einfach zu schwach für die ersten Reihen?