Mittwoch, 14. April 2010

Krakau im Schnelldurchlauf

Abends 21:35 Uhr begann das Abenteuer am Prager Bahnhof. 4 Tage Krakau: ich, meine beiden Prager Mitbewohnerinnen und fünf weitere Studenten aus Wales. Knapp 8 Stunden Zugfahrt lagen vor uns, bevor wir im morgendlichen Krakau ankommen sollten. Leider zwei Stunden zu früh in meiner Reiseplanung. So war eine meiner ersten Reisehandlungen unser Zugabteil mit diversen nassen Kleidungsstücken zu bestücken, da ich die Trocknungskraft meiner Heizung und die Vielzahl meiner Socken schlichtweg unterschätzt habe. Nach dem ich es mir in meinem eigenen Wäscheständer und gleichzeitig späteres Bett bequem gemacht habe, konnte ich mich in den nächsten Stunden von den Vorzügen osteuropäischer Bahnen überzeugen.
Knarren, Stottern, Heizungen, die zu warm oder zu kalt sind, dreimalige Kontrolle der Zugtickets ... es wurde eine Menge geboten, trotzdem habe ich ein paar Stunden Schlaf gefunden. Wobei ich glaube, dass meine Anwinklungs-Sitz-Taktik weniger elegant aussah als die Schlafmethode meiner Mitbewohnerin und Zugabteilungsgefährtin Chrissi





















Angekommen bzw. aufgewacht war das eines meiner ersten Ausblicke in Polen.


Was zuerst wirklich düster aussah, hängt wohl hauptsächlich mit der Tatsache zusammen, dass wir mit dem Wetter nicht das glücklichste Händchen hatten. Überschattet von abwechselnden Regen und Wolken, hat natürlich noch ein anderes Ereignis unsere Reise "überschattet": Der polnische Präsident ist an dem Tag unserer Anreise bei einem Flugzeugabsturz gestorben. Es wurden an verschiedenen Stellen der Stadt Kerzen aufgestellt und an allen Gebäuden und Autos polnische Fahnen mit schwarzen Bändern angebracht, auch die Straßenbahnen fuhren mit zwei Fahnen auf dem Dach ihre täglichen Strecken ab. So wurde die Staatstrauer sichtbar, aber entgegen einiger Berichte war die Stadt damit nicht lahm gelegt. Die Geschäfte, Café, Restaurants und Sehenswürdigkeiten der Stadt hatten geöffnet. Die Leute und besonders die Touristen bevölkerten die Stadt. Ob die teilweise ruhige und depressive Stimmung nun von dem tragischen Ereignis oder den anhaltenden Regen ausging, vermag ich so genau nicht zu beurteilen.

Wenn die ersten Zeilen den Eindruck vermitteln könnten, dass alles grau und betdrückend war, möchte ich dem spätestens jetzt ausdrücklich widersprechen. Ich fand, dass Krakau eine ganz zauberhafte Stadt war. Nicht überkandidelt, etwas verwahrlost und dadurch mit einem maroden Charme, der mir besonders gefallen hat. Nicht zu viel restauriert, besonders das jüdische Viertel Kazimierz hats mir angetan und ich hätte mir gerne noch einen Tag Sonnenschein für einen ausführlichen Spaziergang gewünscht.





















Weitere Highlights meines Ausflugs im Schnelldurchlauf


persönliches polnisches Lieblingswort







Meine Eiseinstellung habe ich bei dem Tipp einer Freundin mal links liegen lassen und wurde belohnt mit köstlicher traditionell hergestellter Eiscreme. Ein unauffälliger Laden an einer vielbefahren Straße, zwei Verkäuferinnen, die ausschließlich polnisch sprechen und sechs verschiedene Sorten. Wie ich später lesen durfte ist unter anderem auch Eisentwickler Mark Scheller davon überzeugt.


Die Bar Singer
An alten Nähmaschinen sitzt man hier und kann süßen, aber verdammt leckeren Cherry-Wodka trinken. Am besten einen Platz weiter hinten suchen, weil man direkt am Eingang circa alle zehn Minuten von Bedürftigen nach ner Zigarette oder Kleingeld gefragt wird.
















Ein Blick nach oben in der Marienkirche





Normalerweise umgehe ich Sightseeing-Touren so gut es geht. Aber diesesmal habe ich mich getraut, bei einer Free Walking Tour. Drei Stunden lang nicht zu viel und nicht zu wenig interessant Geschichten zur Stadt. Bezahlt wird so viel wie es einem jeweils wert war.


Zu guter letzt unsere Übernachtungsstätte das Orange Hostel. Vielleicht etwas zu harte und knarrende Betten, die Kombination Dusche und Klo ist zumindest morgens auch nicht die beste Idee, aber dafür günstig, liebevoll eingerichtet, kostenlosen Kaffee und Tee ganztags und zentral gelegen.

1 Kommentar:

  1. ganz ehrlich: mic bewundert deine art, zu schreiben...
    prag hat für mich ebensolche eindrücke hinterlassen, auch wenn sie nur kurzfristig waren.
    man bekomm trichtig lust, auch einmal krakau zu besuchen.
    Harry

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