Die Sonne scheint, es ist Sonntag. Die Wahl meiner Freizeitaktivität könnte nicht klassischer sein: ein Tag im Park. Die Decke, das Buch und ich. Nach 10-minütiger Fahrt steige ich aus der Bahn. Aber mein Blick fällt nicht wie erwartet auf eine riesige grüne Fläche, sondern auf eine Treppe und einen Berg. Soll mich alles nicht weiter abschrecken, ich erklimme die unendlichen Stufen und weitere 10 Minuten später komme ich oben an. Ein wenig außer Atem, ein wenig wackelig auf den Beinen, aber dafür mit einem zauberhaften Blick auf Prag.
Aber nicht vom Plan abbringen lassen. Ich will also einen Platz zum niederstrecken finden, ohne auffällig viele Hunde oder Kinder in meiner Nähe. Der Letná Park hält allerdings wohl nicht so viel von dieser sonntäglichen Idee. Anstatt Gemütlichkeit ist hier Aktivität das Stichwort. Fahrräder, Inline Skates, Segways, Frisbees, große und kleine Bälle, Hunde und Kinder überall. Und ich muss feststellen, dass ich neurotischer bin als ich gerne zugebe. Nachdem ich den nahezu gesamten Park einmal durchkämmt habe, sehe ich sie: die Wiese, grün, relativ groß, mit auf Decken liegenden Menschen, nicht viele aber welche und sie zeigen keinerlei Ambitionen sich zu bewegen: Perfekt.
Ich breite also meine Decke am hinteren Rand der Wiese aus, lege mich darauf, kram mein Buch aus, funktioniere meine Handtasche als Kopfkissen um und setzte meinen Sonntagsplan in die Tat um. Auf der zweiten Seite meines Buches wendet sich allerdings das Blatt. Eine Gruppe Engländer betritt das Feld und stellt fest, dass genau diese Wiese der perfekte Platz wäre um ein Frisbee-Spiel auszutragen. Langsam werde ich nervös. Alle anderen Sonnenanbeter bleiben vollkommen unberührt von dem Geschehen. Zur Entwicklung meiner persönlichen Stärke versuche ich das auch. Es ist schließlich nur Frisbee und Ziel des Spiels wohl doch das Ding zu fangen und nicht willkürlich fremde Personen damit zu bewerfen.
Mein Beruhigungsmantra, das ich immer wieder murmelte, nützte nichts. Es ging nicht anders: Wenn etwas sich so rasend bewegt und ich es nicht selbst kontrollieren kann, ist es mit der Entspannung dahin. Ich kann mich auf nichts anderes konzentrieren. Statt mein Buch zu lesen, versuche aus dem Augenwinkel dem Frisbee zu folgen und nicht in Panik zu geraten, wenn er sich auf meiner Hälfte der Wiese befindet. Die wahnsinnig schlechte Fängerin vor mir, hat mir den Rest gegeben. Der Frisbee landete neben mir und ich packte meine Sachen.
Ich endete auf einer Bank an der Moldau, mit Blick aufs Wasser Richtung Sonne und der Straße samt allen Spaziergängern, Fahrradfahrern, joggenden Fitness-Junkies hinter mir. Um einen Tag im Letná Park zu genießen braucht man scheinbar Inline Skates oder stärkere Nerven.
P.S. Liebe Grüße an den Clara-Zetkin-Park in Leipzig
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