Samstag, 6. März 2010

Als ich nicht im größten Club Zentraleuropas war...

Es ereignete sich eines Nachts in der Altstadt Prags, dass gegen 2 Uhr in der Früh sich eine Gruppe beschwippster Erasmusstudenten, auf Wunsch eines gerade 23 Jahre alt gewordenen Belgiers, entschloss die Location zu wechseln. Vom engen, etwas zu dunklen, verrauchten und dafür mit verruchtem Charme umhüllten Chapeau Rouge sollte es in die größte Disko Zentraleuropas gehen. In meiner Vorstellung also unzählige Floors mit unterschiedlichen Musikrichtungen und trotzdem den immer gleich tanzenden Massen, grelle neonfarbene Scheinwerfer und Mädchen, die sich mit ihren Hintern an Schössen begieriger Jungs rieben. Auf Grund der einmaligen Größe steht das Karlové lážne dafür in jedem handelsüblichen Reiseführer, was in meiner Phantasie dazu führt, dass zu dem ganzen Spaß noch 40 Busse trinkender Reisegruppen dazukommen sollten. Aber warum sich nicht mal überraschen lassen.
Während des fünfzehnminütigen Locationwechsels kam dann doch alles ganz anders. Zusammen mit einem weiteren Gruppenzugehörigen fiel für mich der Entschluss auf den Magen anstatt auf die Gruppe zu hören und sich auf Nahrungssuche zu begeben, natürlich mit dem Versprechen sobald der Magen zufrieden grunzt wieder dazu zu stoßen. Findet man in den Metropolen Deutschlands an jeder zweiten Ecke einen Mc Donalds ist in Prag die führende Fast Food Kette scheinbar Kentucky Fried Chicken und da zu solch unchristlicher Zeit nicht allzu viele Bistros mehr auf hatten, viel die Entscheidung eben auf einen dieses kulinarischen Tempel.
Es kam wie es kommen musste, denn obwohl die unzähligen KFCs ein Zeichen der fortschreitenden Globalisierung sind, ist die einzig zu findende Sprache der Menüs tschechisch. Sollte alles kein Problem sein, schließlich sind die zahlreichen Menübeschreibungen zur Geschmacksorientierung mit Bildern versehen. Die Bestellung konnte beginnen. Nach vorheriger Absprache entschieden wir uns für ein wirklich schmackhaft aussehendes Menü. Der Zeitersparnis halber, wurde die Bestellung an zwei Kassen zur gleichen Zeit aufgegeben. Trotz wahrscheinlich haargenauer Vorgaben der Arbeitsweise war die Verkäuferin an der linken Kasse jedoch wesentlicher schneller. Bei einem kurzen Blick nach nebenan, um zu sehen was einen denn nun wirklich erwarten, wurde die Skepsis immer größer, als der Berg auf dem Tablett immer größer wurde. Kurz irritiert, wurde das schon fast vermutet nun tatsächlich Realität. Als die rechte Kassierin einen fragte, was es denn zu trinken sein durfte und zwei Flaschen neben 2 Portionen Pommes und einem immensen Fleischbehälter legte war es klar: 2 Personen 2 Menüs = 4 Portionen.
Lachend über das eigene Missgeschick, anstatt eines kleinen Snacks in der Nacht vor einer Mahlzeit für den ganzen Tag zu sitzen, sollte das Abenteuer beginnen. Die Zeit schlich und die Hühnerbeine, Pommes und Getränke wurden nur spärlicher weniger. Nach halb getaner Arbeit wurde es Zeit wieder zu der tanzenden Gruppe zu stoßen. Mit immer noch gefüllten Essenstüten rollten wir uns zurück zum größten Clubs Europas, um vielleicht den Rest der Gruppe mit Fast Food Resten glücklich machen zu können. Ein Griff in die Handtasche, 2 Nachrichten und ein Anruf später war es klar: Der größten Club Europas ist wohl auch der schlechteste. Das Essen wurde verschenkt, die Heimfahrt angetreten und so kam es, dass ich nicht im größten Club Zentraleuropas war.

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