Montag, 29. März 2010

Ich hab Carmen verlassen...

Ich habe heute meine erste Oper gesehen und ich bin in der Pause gegangen. Damit ist mein heutiger Standpunkt wohl eher ein Fluchtpunkt. Verlassen habe ich sie nicht wirklich, weil sie schlecht war oder überragend langweilig. Es gab diverse äußere Umstände, die mich zu dieser Missetat bewegten.
Imposantes Ambiente im Nationaltheater, aufwendige Kostüme und erhellende Stimmen waren es nicht. Ich bin nicht nur ein Eishockey-Laie sondern auch ein Oper-Laie, so wusste ich bis heute nicht, dass die Texte parallel zum Vorgetragenenen auf einer Leinwand übersetzt werden, die am obersten Bühnenrand angebracht ist. Ich habe wohl gemerkt ein Problem mit Untertiteln. Sobald ein Text mitflimmert, verschwimmt für mich der Rest und ich fühl mich genötigt mit zu lesen. Egal ob ich die eigentlich gesprochene Sprache nun verstehe oder nicht ist dabei unwichtig. Geschriebenes geht meinem Gehirn scheinbar vor Gehörtes. Nun mag der wohlgemeinte Kommentar kommen „Wenn man mal was nicht versteht, hilft es aber ungemein“. Total Unsinn, weil es eben nicht so ist, dass wenn ich etwas nicht verstanden habe, nachlesen kann. Vielmehr muss ich das Nicht-Verstehen vorausahnen, um im richtigen Moment anstatt hinzusehen zu lesen. Also muss ich mich von vornherein entscheiden: Lesen oder Sehen. Und diese Entscheidung wiederum kann ich nicht wirklich treffen, weil ich unwillkürlich mitlese. Das hat mir zugegebenermaßen einwenig den Spaß an dem Ambiente, den Kostümen und den Stimmen genommen. Noch dazu hat die Eintrittskarte nur 2 Euro gekostet, ich war wahnsinnig hungrig und das Opernstück hat ein nicht unbeachtliche Überlänge mit drei Stunden Spielzeit.
Diese ganzen Überlegungen haben also dazu geführt, dass ich zusammen mit 6 tschechischen, ich vermutet ganz arg, Schülern, möglichst unauffällig das Theater in der Pause verließ. Das schlechte Gewisse nun wohl offiziell Kulturbanause des Abends gewesen zu sein, nimmt es mir allerdings nicht. Auf ein Neues bei Le Traviata. Der Schritt ist in schließlich getan.


ein letzter verschmähter Blick zurück

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